Muster 10/Muster 6 – Änderungen ab 01.04.2024. Mehr Informationen
Synonym: Mullerian-Inhibiting-Substance (MIS); anti mullerian hormone (engl.); AMH
Anforderungskürzel: AMH
Männer | |
1,43 - 11,6 ng/ml | |
Frauen | |
20-24 Jahre: | 1,52 - 9,95 ng/ml |
25-29 Jahre: | 1,20 - 9,05 ng/ml |
30-34 Jahre: | 0,711 - 7,59 ng/ml |
35-39 Jahre: | 0,405 - 6,96 ng/ml |
40-44 Jahre: | 0,059 - 4,44 ng/ml |
45-50 Jahre: | 0,01 - 1,79 ng/ml |
Physiologie
Das Anti-Müller-Hormon (AMH) ist ein Proteohormon bzw. dimeres Glykoprotein von ca. 144 kDa bestehend aus 560 Aminosäuren, das in den Sertoli-Zellen des embryonalen Hodens gebildet wird und die Rückbildung der Müller-Gänge bis zur 8. Woche der Embryogenese bewirkt, so dass diese nur noch als sog. Hodenanhängsel (Appendix testis) zwischen Nebenhodenanlage und Hoden erhalten bleiben.
AMH gehört mit dem Inhibin in die Familie der Transforming growth factors (TGF) und dort in die Untergruppe der TGF beta. Die Mitglieder dieser Familie haben eine wesentliche Funktion bei Zelldifferenzierung und -wachstum. In der Fetalzeit sorgt es für die Regression der Anlagen des inneren weiblichen Genitaltraktes und wird aus diesem Grunde beim Mädchen nicht gebildet. Später ist es ein Sekretionsprodukt der Granulosazellen der primären, sekundären und frühen antralen Follikel. Im Verhältnis zum direkt präovulatorischen Follikel enthält der frühe antrale Follikel noch etwa das 700fache der AMH-Konzentration. AMH hemmt die Follikelrekrutierung und die Follikelselektion. Es führt zu einer geringeren Aromataseaktivität und einer geringeren Empfindlichkeit gegenüber FSH. Es ist somit ein wichtiger Regulator des Follikelverbrauches im Leben. Wenn durch Rezeptoranomalien das AMH nicht richtig wirken kann, kommt es zu einem beschleunigten Follikelverlust. Daher können Veränderungen im AMH–Rezeptor auch Ursache einer prämaturen Ovarialinsuffizienz sein.
Klinische Bedeutung
AMH korreliert negativ mit dem Fortschreiten des Follikelverlustes und mit dem Alter einer Frau: je höher das AMH, desto höher die Follikelzahl. Es ist der momentan valideste verfügbare Parameter für die Beurteilung der Zahl antraler Follikel.
AMH zeigt kaum relevante Zyklusschwankungen. Man muss mit einem diskreten direkt postovulatorischen Abfall rechnen, der wahrscheinlich die Beurteilbarkeit des Parameters nicht relevant einschränkt. Dennoch empfehlen wir zur optimalen Einschätzung die AMH-Bestimmung in der Follikelphase.
AMH wird in seiner Aussagekraft nicht beeinträchtigt durch:
Bei einer ovariellen Stimulation kommt es initial (1 - 2 Tage) nicht zu Veränderungen, danach allerdings zu einem Abfall der AMH–Konzentration.
Eine der wichtigsten Anwendungen des AMH ist die Beurteilbarkeit der ovarielle Reserve und damit der Fertilität einer Frau. Für AMH lässt sich in verschiedenen Studien bei einer IVF eine gute Korrelation
belegen.
AMH fällt unter einer Chemotherapie durch die Zerstörung aktiver Follikel relativ schnell ab. Langfristig lässt sich z.B. bei Kindern nach einer Chemotherapie ein niedrigerer AMH-Spiegel im Vergleich zu Kontrollen zeigen. Diese Beobachtung bestätigt ältere Studien, nach denen auch bei einem regelmäßigen Zyklus nach stattgehabter Chemotherapie eine eingeschränkte ovariellen Reserve vorliegen kann, die sich durch den AMH-Spiegel gut beurteilen lässt.
Darüber hinaus kann AMH hilfreich sein
Beim "Müller-Gang-Persistenzsyndrom" bleiben bei einem Mann, der ansonsten normale innere und äußere Genitalien aufweist, die Müller-Gänge aufgrund einer Strukturanomalie oder eines Mangels an AMH bzw. dessen Rezeptors bestehen. Mit Beginn der Pubertät reduziert sich die Menge des produzierten AMHs stark, da nun das vermehrt gebildete Testosteron die Genexpression des Anti-Müller-Hormons hemmt.
Indikationen
Wir sind durch eigene Untersuchungen überzeugt, dass AMH in definierten Situationen hilft, endokrinologische Konstellationen zu klären. Dies gilt vor allem für Kinderwunschpatientinnen.
Weitere Indikationen:
Im männlichen Organismus produzieren Sertolizellen AHM. Hieraus leiten sich pädiatrische Indikationen ab:
Blutentnahme mit Serum-Monovette bzw. Serum-Vacutainer. Nach Abschluss der Gerinnung Serum abpipettieren, in ein steriles Probengefäß überführen und ins Labor senden.